Seite wählen

Auch wenn das Thema schon recht ausgetreten wirkt, möchte ich es doch gerade darum wieder aufgreifen, weil jedes Jahr aufs Neue aktuell wird … dann nämlich, wenn Tiere unterm Tannenbaum landen.

„Was ist so schlimm daran“, mag sich so manche einer denken, „einen Hund zu verschenken?“ Grundsätzlich ist das nicht verwerflich, wenn man kein Tier als Überraschung an jemanden zu verschenken plant, der vielleicht gar kein Haustier möchte. Ähnlich schwierig kann es werden, wenn Eltern ihren Kindern den sehnlichen Wunsch nach einem Haustier erfüllen wollen und dabei nicht bedenken, dass es sich nicht um ein Spielzeug handelt, das keine Ansprüche stellt, sondern um ein Lebewesen, für das man für die Dauer seines Lebens die Verantwortung übernimmt und ihr – unabhängig von eigenen Befindlichkeiten – gerecht werden muss.

Grundsätzlich bleibt aber die Frage zu beantworten, ob es nicht grundsätzlich einen besseren Zeitpunkt geben könnte, um einem Hund oder einem anderen Haustier ein neues Zuhause zu geben, als ein Fest, an dem eigentlich kaum jemand Zeit hat, sich mit dem Tier zu beschäftigen. Aus der Sicht eines Welpen betrachtet, wird er aus dem Verband seiner Mutter und seiner Geschwister gerissen, die ihm Sicherheit gaben und wird darüber hinaus vielleicht noch mit einer albernen Schleife versehen, die reizvoll genug ist, die Milchzähne daran auszuprobieren, unter einen Baum gesetzt, unter dem man aber kein Pipi machen darf, obwohl bislang beim Züchter erlaubt war, unter Bäume zu pieschern. Meist ist Weihnachten das Fest der Familie, die sich zusammenfindet und so sind nicht nur die Zweibeiner vor Ort, die zum neuen Rudel des jungen Hundes werden sollen, sondern auch Menschen, die dem Welpen genauso fremd sind, aber die nach ihm greifen, ihn aufheben und herumreichen oder ihn gar noch mit fettem Gänsebraten füttern, obwohl er bis auf sein Welpenfutter noch keine andere Nahrung kennen lernte, respektive man ihm Weihnachtsgebäck anbietet, das Zucker enthält und Rosinen, was beides für einen Hund höchst ungesund ist.

Alles in allem ist das nicht die Atmosphäre und es sind auch nicht die Umstände, die es dem Hund leicht machen, sich nicht fremd und unsicher oder gar unwohl zu fühlen, wenn er sich an den Lebkuchen den Magen verdorben hat. Leider ist auch der erste Feiertag oft der Tag, an dem man mit der Familie Essen geht … wohin dann mit dem Hund? Einen „undichten Welpen in einer Wohnung alleine lassen, wo ihm so viele Möglichkeiten geboten werden, sich auf eine Art und Weise die Langeweile zu vertreiben, die nicht im Sinn seiner Menschen sein wird, ist nicht empfehlenswert. Sinnvoll ist es vielmehr, den Welpen zu sich zu nehmen, wenn man sich mindestens eine Woche ungestört Zeit nehmen kann, in der man zuhause ist.

Es spricht auch nichts dagegen, den Hund auch mal einen kurzen Augenblick allein zu lassen, denn der kleine Hund soll ja auch lernen, dass die Menschen ihn nicht für immer verlassen, wenn sie die Tür hinter sich schließen, sondern stets wieder zu ihm zurückkommen und es darum auch keinen Grund zum Weltschmerz oder zur Verzweiflung gibt. Allerdings sollte man den Welpen, der nun gerade seine Familie verlassen musste, nicht gleich mir vollkommener und länger andauernden Einsamkeit konfrontieren. Wenige Minuten, die man vielleicht sogar vor der Tür verbringt um zu lauschen, ob das Hundebaby winselt, genügen für den Anfang … wobei sogar davon auszugehen ist, dass der Welpe diesen Augenblick sogar verschlafen wird, denn außer dass acht bis 10 Wochen alte Hunde sich den rosaroten und unbehaarten Kinderbauch voll schlagen, um dann das Endprodukt der Verstoffwechselung der Nahrung wieder loszuwerden, ist ihre Aktivität noch recht gering und das ist auch richtig und wichtig so, denn der Bewegungsapparat des noch sehr jungen Hundes befindet sich in der Phase des größten Wachstums. Das bedeutet, dass das Hundebaby sich beim Spiel rasch überanstrengt, wenn man ihn ständig motiviert, was dann in der Folge zu Gelenksentzündungen führen kann, welche sich in Lahmheiten äußern. Man kann sich also gut vorstellen, dass wenn die Kinder mit ihrem Weihnachtsgeschenk spielen wollen, sie den Hund rasch überfordern und die ersten Tierarztkosten dann bereits nach den Feiertagen anfallen können.

Ein Gedanke, den ich persönlich als überhaupt den Wichtigsten empfinde – wobei das meine subjektive Meinung ist – ist der, dass der Hund zum Menschen passen soll, an dessen Seite er von nun an ein ganzes Hundeleben verbringen wird – da sollte die Chemie stimmen. Würde man mir einen Hund schenken, wäre das vielleicht gut gemeint, weil ich Hunde liebe und mir ein Leben ohne mindestens eines dieser Fellherzen an meiner Seite zu wissen, gar nicht vorstellen möchte, aber meine Hunde sollen die Chance haben mich zu finden, sich mich auszusuchen … nicht umsonst gibt es Leute die behaupten, dass sich Hund und Mensch, je länger sie zusammen sind, sich immer ähnlicher werden. Tatsächlich finde ich, wenn ich Menschen und ihre Hunde beobachte, dass es ein bestimmter Typus Mensch ist, der sich für einen Schäferhund entscheidet und dieser Mensch würde vielleicht mit einem Leonberger kreuzunglücklich, weil man „zur Gelassenheit (gut, manche nennen es auch Sturheit) des Leonbergers hinreifen muss“. Wer nicht nachsichtig lächeln kann, wenn der Hund die dritte Aufforderung herzukommen ignoriert, und den Befehl eher als Einladung versteht, auf die er bei Gelegenheit gerne zurückkommen wird, der sollte sich besser für den Schäferhund entscheiden. Wobei ich zugebe, dass ich viele Jahre lang nur Schäferhunde hatte und ich, als der erste „Leo“ einzog, sehr froh war, dass zumindest ein Hund gehorchte und nicht in die Richtung lief, in der ich nicht wartete.

Ich möchte aber nun wirklich weder für den Leonberger, noch für den Schäferhund Werbung machen, obwohl ich dabei kein schlechtes Gewissen hätte – aber beide Rassen sollen nur deshalb als Beispiel dienen, weil ich über sie aus meinem Fundus an Erfahrungen mit ihnen schöpfen darf und sie sollen verdeutlichen, dass nicht jeder sich über einen Collie freut, nur weil er als Kind so gerne „Lassie“ sah, denn spätestens bei der Fellpflege könnte das Bild vom perfekten Hund erste Risse bekommen.

… und was passiert dann? Leider sind es meist die Überraschungsgeschenke, die mit dem Beschenkten nicht abgesprochen wurden oder die Weihnachtsgeschenke, deren Niedlichkeit rasch verblasst, aber deren Ansprüche prozentual zur Abnahme der Niedlichkeit wachsen, die man im Sommer in den Tierheimen findet, weil man mit einem Hund nicht auf den Bahamas Urlaub machen kann und der Hund dann eben vorher „weg muss“. Wer sich das aber erst im Juni überlegt, der denkt sieben Monate zu spät darüber nach, denn ein Tier ist kein Weihnachtsgeschenk, das man umtauschen oder zurückgeben kann. Ein Tier hat eine verletzliche Seele und ein Herz, das so zerbrechlich ist, dass es lange braucht, um wieder zu heilen, wenn es erst einmal gebrochen wurde.

Weihnachten ist das Fest der Liebe … und das sollte für alle Geschöpfe gelten, auch für die, welche nicht entscheiden können, ob sie zum Weihnachtsgeschenk mit Rückgabeoption werden oder ob sie zu Menschen kommen dürfen, die sich vorher Gedanken machen, dass aus dem niedlichen Welpen vielleicht eines Tages ein Hund mit 70 Kilo und 80 Zentimetern Schulterhöhe werden kann und dass der jeden Monat Geld kosten wird, mehrmals am Tag ausgeführt werden muss und – gerade wenn es draußen taut und matscht, nicht mehr mit weißen Designermöbeln und chinesischen Seidenteppichen kompatibel ist.

Nicht zuletzt kann niemand garantieren, dass er seinen Hund dessen ganzes Leben lang begleiten können wird, denn manchmal gibt es Gründe, die eine Trennung unabdingbar machen, aber nur von Weihnachten bis Neujahr zu planen und zu denken, um das spannendste Geschenk unter den Christbaum legen zu können, ist grausam dem Tier gegenüber, denn für uns ist es nur eine kurze Zeit unseres Lebens, die wir unseren Fellherzen schenken, wenn wir die Verantwortung für 12, vielleicht 15 Jahre oder sogar noch ein bisschen länger für sie übernehmen, bis ihre Zeit erreicht ist – für den Hund ist es alles, was er hat … es ist sein ganzes Leben, das er seinem Menschen schenkt.

Bildquelle: Nyul / Bigstock.com